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Das Fraunhofer IML entwickelt Blockchain-basierte Plattformkonzepte für die mittelständische Unternehmensgruppe EJOT

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Innerhalb des Projektes »Blockchain in der EJOT Supply Chain« erarbeitet das Fraunhofer IML, in enger Zusammenarbeit mit der mittelständischen Unternehmensgruppe EJOT, Blockchain-basierte Plattformkonzepte für die Entwicklung einer Lohndienstleister- und einer Dynamic-Discounting-Plattform. Entlang der Supply Chain von EJOT analysiert das Fraunhofer IML laufende Prozesse und entwickelt darauf aufbauend Soll-Konzepte für den Einsatz von Blockchain-basierten Plattformlösungen.

Die Entwicklung einer Lohndienstleisterplattform auf Basis der Blockchain-Technologie ermöglicht eine systematische Datenerfassung, die Transparenz zu allen Fertigungsaufträgen schafft. Damit soll der manuelle Abstimmungs- und Koordinationsaufwand für EJOT und deren Lohndienstleister nachhaltig reduziert werden.

Im Rahmen des Projektbeginns wurde der laufende Prozess bei EJOT und ausgewählten Lohndienstleistern aufgenommen, welcher Einblicke in den aktuellen Informationsaustausch gewährt. Basierend darauf konnte ein Blockchain-basiertes Plattformkonzept entwickelt werden, welches an den bestehenden Prozess anknüpft und die Vorteile der Blockchain-Technologie integriert. Anhand des gemeinsam erarbeiteten Konzeptes kann im weiteren Projektverlauf in enger Zusammenarbeit mit EJOT und deren Lohndienstleistern eine Blockchain-basierte Lohndienstleisterplattform entwickelt werden.

Die Dynamic-Discounting-Plattform ermöglicht EJOT eine engere Kundenbindung und eine nachhaltige Stärkung der eigenen Lieferkette. Die Lieferanten profitieren von einer frühzeitigen Zahlung und können durch eine höhere Liquidität auf externe Überbrückungskredite verzichten. Ebenfalls wird durch die Plattform die Abwicklung der einzelnen Rechnungsvorgänge verbessert, da sowohl EJOT als auch deren Lieferanten über eine webbasierte Anwendung schneller auf freigegebene Rechnungen zugreifen und reagieren können.

Verbundprojekt Deutschland / Singapur: Blockchain-basiertes Verwaltungs-Framework für transparente, effiziente und vertrauenswürdige Wertschöpfungsketten von unregulierten Produkten

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Durch das wachsende Handelsaufkommen weltweit und die damit verbundenen Anforderungen an die Logistik bedarf es neuer und innovativer Technologien, um eine optimale Steuerung der Material-, Informations- und Finanzflüsse zu gewährleisten. Dazu gehören Technologien, die das Risikomanagement, die Informationstransparenz und das Vertrauen in Produkte und Prozesse verbessern können. Viele Unternehmen haben durch die Einführung neuer Technologien, kürzerer Produktlebenszyklen und die wachsende Globalisierung eine immer komplexere Wertschöpfungsstruktur erreicht, weshalb eine zuverlässige Datenbasis und ein einheitlicher Zugriff auf diese unumgänglich geworden sind. Ebenso wichtig ist das Vertrauen zwischen Verbraucher und Unternehmen. Um dieses Vertrauen aufzubauen und zu erhalten bedarf es der Auditierbarkeit einer zuverlässigen und transparenten Datenstruktur. Diese sollte sich über die gesamte Lieferkette erstrecken und jeden Schritt des Herstellungsprozesses lückenlos abbilden können. In stark regulierten Branchen sorgen bereits öffentliche Normen und Prüfanforderungen für die nötige Transparenz und dienen als Vertrauensbasis, in weniger regulierten Branchen fehlen diese bislang. 

Als Beispiel für ein Produkt aus einer wenig regulierten Branche kann repräsentativ das Unternehmen Kimberly-Clark betrachtet werden. Der Hersteller von Hygieneartikeln vertreibt unter anderem auch Babyfeuchttücher. Die Eigenschaften und Standards dieser Produktlinie sind in vielen Ländern nicht einheitlich festgelegt, wodurch ein breites Spektrum von Produkten unterschiedlicher Qualität entsteht. Dies ist in der Vielzahl von Unternehmen begründet, die am Produktionsprozess beteiligt sind.

Innerhalb des Projekts „SuppliedTrust“ soll diese Problemstellung gelöst werden, indem eine sichere Internet der Dinge (IoT)-Infrastruktur für eine einheitliche Datenerfassung entlang der kompletten Lieferkette geschaffen wird, wobei die Datenintegrität durch ein Authentifizierungsverfahren bei Schreib- und auch bei Lesezugriffen gewährleistet wird. Verschiedene Ansätze der Produktkennzeichnung werden ebenfalls untersucht.  Ziel ist es ein auf der Blockchain-Technologie basierendes Supply-Chain-Transparenz- und Qualitätssicherungssystem („SuppliedTrust“) zu entwickeln, um den Prozessstatus, den Standort und den Zustand von Produkten lückenlos überwachen und auch nachweisen zu können. Das Projekt verspricht daher als Mehrwert eine umfängliche vertrauenswürdige Datenbasis, die die Prozesssteuerung und -Auditierung von unregulierten Produkten zukünftig ermöglichen wird.

Ein weiteres Projektziel ist die Entwicklung eines Leitfadens für andere Stakeholder in der Lieferkette, wie sie selbst Teil des „SuppliedTrust“-Systems werden können. Dazu wird eine Referenzarchitektur mit allen Schnittstellenspezifikationen erstellt. Außerdem wird eine Proof of Concept (PoC)-Implementierung in einer realitätsnahen Testumgebung umgesetzt, um die Praxistauglichkeit nachzuweisen.

Erfolgreiche Umsetzung eines Blockchain-basierten Konzepts zur kosteneffizienten Lieferantenanbindung im Mittelstand

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Der unternehmensübergreifende elektronische Datenaustausch stellt derzeit insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen eine große Herausforderung dar. Es müssen Schnittstellen standardisiert und bedarfsgerecht integriert werden, infolgedessen hohe Implementierungskosten entstehen. Insbesondere für kapitalschwache Unternehmen bedeutet das eine Einschränkung der Digitalisierungsprozesse.

Bei der technischen Großhandlung Piel – einem Mittelständler aus Südwestfalen – hat sich herausgestellt, dass die digitale Anbindung von Kunden und weiteren Partnern in der Wertschöpfungskette mit hohem finanziellem und personellem Aufwand verbunden ist. Der bisherige Ansatz, die Schnittstellen zu Lieferanten und Kunden über individuelle, bidirektionale Schnittstellen zu realisieren, erweist sich als enormer Kostenfaktor, denn aufgrund fehlendem Know-How müssen externe IT-Dienstleister zu branchenüblichen Konditionen beauftragt werden.

Die Blockchain-Technologie kann hier einen wertvollen Beitrag leisten, da sie eine neue, verteilte und insbesondere fehlerresistente Technologie für internetbasierte Transaktionen darstellt. Gemeinsam mit Piel sowie einem ausgewählten Kunden wurde ein Konzept für einen Blockchain-basierten Datenaustauschprozess entlang der Lieferkette entwickelt und unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewertet. Das Verbundprojekt endete mit der erfolgreichen Validierung des Testkonzepts und der Integration des Lieferanten in das Wertschöpfungsnetzwerk der Firma Piel. Die retrospektive Bewertung dieses Forschungsprojekts hat gezeigt, dass die Anbindungskosten durch den Einsatz des Blockchain-basierten Systems für den unternehmensübergreifenden Datenaustausch erheblich reduziert werden konnten.

Die zusätzliche Einbindung von Smart Contracts gewährt die Automatisation zeitraubender und fehleranfälliger Prozesse im Rahmen der Auftragsabwicklung in abgesicherter und nachvollziehbarer Weise. Die erhöhte Transparenz bezüglich der vertraglichen Performance sichert dabei die Prozessstabilität ab und hat das Potential neue Geschäftsfelder und Services für die Firma Piel zu erschließen.