Schneller, günstiger, smarter: Omnistics macht KI massentauglich

Hohe Auftragsvolumina, wachsende Komplexität globaler Lieferketten, volatile Märkte und der anhaltende Fachkräftemangel stellen Logistiker vor vielfältige Herausforderungen. SteigendeAnforderungen an Transparenz, Liefertreue und Effizienz erhöhen den Druck. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geraten dadurch oft in eine Zerreißprobe. Wie können sie komplexe Prozesse in der Supply Chain bewältigen, wenn Ressourcenknapp sind, der Kostendruck hoch und die Datenflut schwer zu überblicken ist? Hier setzt die Plattform »Omnistics« des Fraunhofer IML an. Das modulare KI-Ökosystem wurde speziell für die Bedürfnisse von Logistikern entwickelt.

Mit »Omnistics« möchten die Dortmunder Forschenden vor allem Speditionsunternehmen ohne umfangreiche IT-Infrastruktur den Zugang zu KI-Technologien ermöglichen. Die Plattform unterstützt die Optimierung logistischer Prozesse wie Sendungsmengenprognosen, Tourenplanung, Disposition oder Datenanalyse. Ziel ist es, Abläufe effizienter zu gestalten, Wissen besser zugänglich zu machen und das ohne hohe Anfangsinvestitionen. Für Unternehmen, die täglich mit komplexen Lieferketten und knappen Margenkämpfen, kann KI so ein entscheidender Hebel sein, um Prozesse zu verschlanken und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. »Unternehmen müssen jetzt die Weichen stellen, um langfristig von genaueren Prognosen, geringerem Aufwand und höherer Kundenzufriedenheit zu profitieren – und sich so in einem stark umkämpften Markt zu behaupten«, erklärt Martin Friedrich vom Fraunhofer IML.

Ein Laptop, auf dessen Bildschirm das Programm Omnistics läuft.
© Fraunhofer IML
Das Bild zeigt einen grünen LKW auf einer Autobahn.
© Sergej Gerasimov via stock.adobe.com

Maximale Flexibilität und Kontrolle

Während große Logistikdienstleister bereits gezielt KI-Technologien nutzen, etwa zur Routenoptimierung, zur Prognose von Sendungsmengen oder zur Automatisierung in der Lagerlogistik, sind KMU hier noch zurückhaltender. Die Gründe sind vielfältig: fehlende interne IT-Ressourcen, unzureichende Datenbasis oder mangelndes Know-how, um den Nutzen konkreter KI-Anwendungen zuverlässig einzuschätzen. Zudem bereiten die Integration in bestehende Systeme und die langfristige Skalierbarkeit Sorgen. Mit ihrer praxistauglichen, modularen KI-Lösung will das Fraunhofer IML diese Ängste abbauen. Mit »Omnistics« können Prozesse Schritt für Schritt verbessert, Abläufe stabilisiert und bestehende Strukturen entlastet werden. Kleine, modulare KI-Tools erlauben es KMU, erste Erfahrungen im Umgang mit KI zu sammeln und jene Tools zu nutzen, die direkt ihre Herausforderungen adressieren. »Das Ziel von Omnistics ist nicht, KI überall einzusetzen, nur um zu sagen: Das ist KI-basiert. Wir sehen die Technologie als Werkzeug, um konkrete Probleme in der Logistik zu lösen, vor allem bei Mittelständlern«, betont Prof. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML.

»Das Ziel von Omnistics ist nicht KI überall einzusetzen, nur um zu sagen das ist KI basiert. Wir sehen die Technologie als Werkzeug, um konkrete Probleme in der Logistik zu lösen, vor allem bei Mittelständlern«

- Prof. Michael Henke

Die Plattform bietet barrierefreien Zugang zur Künstlichen Intelligenz und integriert verschiedene Datenquellen, darunter interne Systeme wie TMS, WMS, ERP und CRM, über offene Schnittstellen. Auch Partnerdaten von Zulieferern und Kunden sowie öffentliche Daten wie Verkehrsinformationen und Wetterdaten lassen sich einbinden. Diese umfassende Datenbasis ermöglicht es, die Plattform vollständig auf eigener Hardware zu hosten – für maximale Flexibilität und Kontrolle.

Komplexe Aufgaben erfordern präzise Einschätzungen: sechs Tools, die dabei wertvolle Unterstützung leisten

»Omnistics« verbessert die gesamte Supply Chain – von der Planung bis zur operativen Umsetzung. Eine der größten Herausforderungen für Logistiker ist dabei die unsichere Planungsgrundlage. Saisonale Schwankungen oder plötzliche Auftragsspitzen erschweren eine verlässliche Steuerung von Personal und Fahrzeugen. Das Modul »Capcast« prognostiziert Sendungsmengen anhand historischer Aufkommensdaten und berücksichtigt externe Einflussfaktoren wie konjunkturelle Entwicklungen in relevanten Branchen. Damit können fundierte Entscheidungen getroffen und Engpässe frühzeitig erkannt werden. 

Im Lager herrscht oft Unsicherheit über Artikelumschläge und Wegezeiten. Hier unterstützt das Modul ABCAnalytiq bei der Analyse von Artikel- und Auftragsdaten, um die Einlagerung und Kommissionierung zu optimieren.

Präzises Wissen über die Ankunft der Fracht ist ebenfalls immens wichtig: »Pretime« kann mithilfe von KI die Ankunftszeiten von Lkw genau vorhersagen und so eine vorausschauende, reibungslose Prozesssteuerung in der Logistik gewährleisten. Das Tool berücksichtigt Verkehrs- und Wetterdaten sowie den Streckenverlauf, um Touren optimal zu planen und Wartezeiten zu minimieren. Die Echtzeitinformationen ermöglichen eine bessere Ressourcennutzung – nicht nur auf der Fahrt und am Umschlagplatz, sondern entlang der gesamten Supply Chain.

Mit »Frostimate« lassen sich Transportkosten realistisch prognostizieren, basierend auf konkreten Relationen und aktuellen Marktdaten. Das schafft Transparenz bei Kalkulationen und Marktvergleichen. Das System lernt kontinuierlich dazu und passt sich an die spezifischen Preislogiken des Unternehmens an. Oft ist der Frachtraum im Fahrzeug nicht vollständig ausgenutzt. Es wäre noch Platz für weitere Pakete. Das Modul CargoSight erkennt in Echtzeit freie Laderäume per Kamera und schlägt vor, wie die Fahrzeuge besser gepackt werden können. So wird die Auslastung vor der Abfahrt verbessert und langfristig die Tourenplanung optimiert.

Ob als Unterstützung für neue Mitarbeitende, zur internen Wissensnutzung oder bei der Prozessoptimierung – mit dem auf firmeneigenem Wissen und Daten basierenden Chat-Assistenten LoOmni-Chat erhalten Mitarbeitende Unterstützung im Arbeitsalltag. Das ChatGPT für die Logistik kann in Echtzeit operative und administrative Fragen zu Abläufen, Kunden, Preisen, Aufträgen und vielem mehr beantworten. Mitarbeitende haben so weniger Rückfragen, sind schneller eingearbeitet und müssen nicht mehr manuell in Handbüchern suchen. Der Chatbot lässt sich individuell auf Sprache, Prozesse und Daten des jeweiligen Unternehmens trainieren, um den Wissenstransfer zu verbessern. Das System ist rund um die Uhr verfügbar und lernt kontinuierlich dazu.

»Unsere Plattform ermöglicht es Unternehmen, logistische Prozesse mithilfe von Künstlicher Intelligenz ohne eigene Infrastruktur und ohne große Investitionen zu optimieren«

- Martin Friedrich

»Unsere Anwendungen sind so einfach zu bedienen und so nützlich, dass auch Mitarbeitende, die dem Thema Künstliche Intelligenz noch skeptisch gegenüberstehen, überzeugt werden«, betont Martin Friedrich. Er ist überzeugt, dass die Vorbehalte schwinden, sobald beispielsweise die Antwort auf die Frage »Was kosten drei Paletten von Frankfurt nach Sizilien im Mai?« in Sekundenschnelle auf dem Bildschirm erscheint – eine Recherche, die sonst viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

KI im Abo – inklusive Unterstützung

Mit einem Abo-Modell können Unternehmen nur die Tools testen und nutzen, die sie wirklich benötigen. Die »KI im Abo« und ihre einzelnen Werkzeuge sind unabhängig voneinander nutzbar und individuell kombinierbar. Sie können auf die Anforderungen jedes Mittelständlers angepasst werden. »Unsere Plattform ermöglicht es Unternehmen, logistische Prozesse mithilfe von Künstlicher Intelligenz ohne eigene Infrastruktur und ohne große Investitionen zu optimieren«, erläutert Martin Friedrich. Dieses Prinzip nennt sich »AI-as-a-Service« (AIaaS), angelehnt an das bekannte Modell Software-as-a-Service (SaaS): KI-Modelle werden über das Internet bereitgestellt und können im Abo genutzt werden.

Bei der Nutzung von »Omnistics« begleiten und beraten die Forschenden des Fraunhofer IML interessierte Unternehmen aktiv – angefangen bei der Datenaufbereitung bis hin zur Anbindung an die Plattform. »Mit individuellen Pilotprojekten und Schulungen vermitteln wir Mittelständlern das nötige Know-how im Umgang mit Omnistics«, erklärt Friedrich. Auch Datenschutz und Datenlagerung sind gesichert: Die gesamte Plattform ist cloudbasiert, die Daten werden datenschutzkonform auf den Servern des Fraunhofer IMLgespeichert und sind für die Unternehmen über eine Schnittstelle sicher zugänglich.

»Mit individuellen Pilotprojekten und Schulungen vermitteln wir Mittelständlern das nötige Know-how im Umgang mit Omnistics« 

- Martin Friedrich

Praxistauglichkeit bestätigt

Die wichtigste Aufgabe der Dortmunder Forschenden ist derzeit die kontinuierliche Optimierung der KI-Plattform »Omnistics«. Dazu wurde die Plattform einem Praxistest unterzogen. Partner in der Beta-Phase war der Logistikdienstleister Geis, der seine logistische Expertise in die Entwicklung der innovativen Technologie einbrachte. Geis ist ein besonders wertvoller Projektpartner: Durch die vielfältigen Prozesse des Logistikers, seine Offenheit für neue Technologien und den Anspruch, logistische Exzellenz datenbasiert weiterzuentwickeln, kann die Plattform präzise auf die Anforderungen der Anwender zugeschnitten werden. Die aus der Zusammenarbeit gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Weiterentwicklung der Plattform ein, die ab Herbst 2025 für die Branche verfügbar sein wird. Langfristig sollen »Omnistics« und die dazugehörigen Apps kontinuierlich erweitert werden. Das Fraunhofer IML setzt dabei auf den Input von Spediteuren, deren Erfahrungen und Vorschläge helfen sollen, die Plattform noch besser an die realen Anforderungen der Logistikbranche anzupassen und so die Zukunft der Logistik aktiv mitzugestalten. 

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Kontakt

Martin Friedrich

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Dipl.-Wirt.-Math. Martin Friedrich

Senior Scientist Künstliche Intelligenz

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