Die neue Logik der Intralogistik: Mit Aulis in die Zukunft

Wie ein modulares Betriebssystem autonome Roboterflotten steuert – und Unternehmen ihre Souveränität zurückgewinnen.

Die Welt der Logistik ist im Wandel. Autonome mobile Roboter (AMR) und Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) erobern immer stärker die Hallen der Intralogistik. Doch mit zunehmender Vielfalt und Komplexität steigt auch der Bedarf an einem intelligenten, flexiblen Flottenmanagement – einem, das nicht nur herstellerübergreifend funktioniert, sondern offen, modular und zukunftsfähig ist. Genau hier setzt »Aulis« an. Ein System, das nicht nur Prozesse orchestriert, sondern neue Freiheitsgrade für Unternehmen schafft.

»Wir wollten ein System entwickeln, das nicht von einem Hersteller oder proprietären Standards abhängig ist – sondern eines, das offen ist, anpassbar und gleichzeitig technologisch führend«, sagt Dr. Peter Detzner vom Fraunhofer IML. Aulis ist genau das: ein modulares, agentenbasiertes Betriebssystem, das den innerbetrieblichen Materialfluss auf ein neues Niveau hebt.

Autonome Flotten auf Kurs: Das Prinzip Aulis

Aulis wurde für die Steuerung heterogener Flotten entwickelt – also Flotten aus FTF und AMR verschiedener Hersteller, mit unterschiedlichen Steuerungen, Fähigkeiten und Einsatzszenarien. Der Clou: Statt starre Systeme zu koppeln, setzt Aulis auf ein modulares Agentenkonzept. Einzelne Softwaremodule, sogenannte Agenten, übernehmen spezifische Aufgaben – von der Auftragsvergabe über die Routenplanung bis zur Optimierung des gesamten Transportsystems.

»Das Ganze funktioniert wie ein Baukasten. Unternehmen können sich genau die Module aussuchen, die sie brauchen, und bei Bedarf neue ergänzen oder bestehende anpassen«, erklärt Detzner. Dabei setzt Aulis durchgängig auf offene De-facto-Standards wie VDA 5050 oder M2X. Das ermöglicht echte Interoperabilität. »Wir wollten keine neue Insellösung schaffen, sondern eine Brücke bauen – zwischen Systemen, Herstellern und Anwendungen.«

Flexibilität trifft auf Echtzeitintelligenz

Das System besteht derzeit aus fünf Hauptmodulen: Der Auftragsagent kümmert sich um die Erstellung und Abarbeitung von Transportaufträgen, vernetzt sich dabei direkt mit bestehenden ERP-, WMS- oder MES-Systemen. Der Routingagent plant Routen in Echtzeit – immer entlang der gültigen Kommunikationsstandards und stets mit Blick auf aktuelle Verkehrs- und Auftragslagen. Das Optimierungsmodul sorgt für eine intelligente Verteilung der Transportressourcen. Fahrzeugagenten übernehmen die Kommunikation mit den FTF und AMR. Und das User-Interface-Modul stellt sämtliche Informationen übersichtlich bereit: für mobile Geräte ebenso wie für Leitstände am Desktop.

»Eines unserer wichtigsten Prinzipien ist die Datensouveränität«, betont Detzner. »Deshalb kann Aulis nicht nur in der Cloud betrieben werden, sondern auch an der Edge oder On-Premise, also direkt beim Anwender. Somit bleiben die Daten genau da, wo diese auch erzeugt werden.« Unternehmen behalten jederzeit die Kontrolle über ihre Daten – ein wichtiger Faktor, gerade in regulierten oder sicherheitskritischen Bereichen.

Simulation und Realität im Einklang

Aulis überzeugt nicht nur durch Funktion, sondern auch durch seine Fähigkeit zur Integration von virtuellen Umgebungen, der Augumented Reality. So können reale mobile Roboter mit simulierten AMR oder FTF kombiniert werden – ein Effekt, den das Fraunhofer IML mit dem Laserprojektionssystem LARS (S. 18) eindrucksvoll demonstriert hat. »Durch LARS können wir Produktions- und Logistikprozesse im Raum sichtbar machen und Menschen aktiv einbinden«, erläutert Detzner. Mixed Reality wird so zur Brücke zwischen Digitalem Zwilling und physischer Realität.

Ein Tablet, auf dem eine Person gerade Aulis bedient
© Fraunhofer IML

Ein System, viele Anwender – offen für den Mittelstand

Aulis richtet sich nicht nur an große Hersteller oder Integratoren – im Gegenteil. Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren von der Offenheit des Systems. »KMU brauchen Lösungen, die nicht teuer, schwergewichtig oder schwer integrierbar sind«, sagt Detzner. »Aulis bietet genau das: ein schlankes System, das sich mit wenig Aufwand integrieren lässt und dennoch höchste Ansprüche erfüllt.«

Dabei bietet das System Vorteile auf vielen Ebenen: Von der Kosteneffizienz durch Open Source und eine freizügige (permissive) Lizenzierung über die Unabhängigkeit von bestimmten Herstellern bis hin zur Möglichkeit, eigene Module zu entwickeln – angepasst an den individuellen Use Case.

Plattformgedanke konsequent weitergedacht

Hinter Aulis steht aber auch ein neues Verständnis von Innovation: Offenheit, Partizipation und Vernetzung. Durch die Bereitstellung der Software als Open Source wird eine breite Community eingebunden. »Wir können, wollen aber nicht alles allein entwickeln, sondern gemeinsam mit Anwendern, Forschungspartnern und Systemherstellern ein starkes Ökosystem schaffen«, erklärt Detzner.

Diesen Gedanken treibt das Fraunhofer IML auch mit dem Projekt SKALA (S. 34) weiter. Dabei geht es um die vertrauenswürdige, dezentrale Datenverarbeitung über Unternehmensgrenzen hinweg – ein elementarer Baustein für datenbasierte Wertschöpfungsnetzwerke. Künstliche Intelligenz, Blockchain-Technologien und offene Standards bilden hier die technologische Grundlage. 

KI für alle – mit Omnistics

Ein weiteres Puzzlestück im Systemdenken des Fraunhofer IML ist die Plattform Omnistics (S. 40). »KI darf nicht nur für große Unternehmen zugänglich sein, sondern für alle verfügbar und einsatzbar«, so Detzner. Omnistics bietet Anwendungen wie Capcast (für Kapazitätsprognosen), Pretime (für Ankunftszeitvorhersagen), LoOmni-Chat (ein Wissensassistent) und Frostimate (für Frachtratenkalkulation). Alle Dienste können als AI-as-a-Service flexibel genutzt und bei Bedarf erweitert werden.

Ein Betriebssystem, das mehr als Technik ist

Am Ende ist Aulis mehr als ein weiteres Flottenmanagementsystem zur Steuerung von mobilen Transportrobotern. Es ist Ausdruck eines neuen Denkens: modular, offen, vernetzt. Es verbindet technische Exzellenz mit Nutzerorientierung, Datensouveränität mit Innovationsfreude. »Aulis ist nicht nur eine Software«, fasst Detzner zusammen. »Es ist ein Beitrag zu einer neuen Kultur in der Logistik – eine, die Zusammenarbeit ermöglicht statt ausschließt. Eine, die auf Standards setzt statt auf proprietäre Lösungen. Und eine, die Menschen, Systeme und Maschinen in einem echten Netzwerk zusammenbringt.« So wird aus einem Betriebssystem ein Möglichmacher für eine intelligentere, flexiblere und menschlichere Logistik. Ganz im Sinne einer Zukunft, die nicht nur digital, sondern auch nachhaltig und kooperativ ist.

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