Catena-X

Fahrzeugbau ist ein sehr komplexer Prozess. Kommt es zu Störungen innerhalb der globalen Lieferkette, hat dies meist ebenso weitreichende wie kostenintensive Folgen – bis hin zum Fabrikstillstand, wenn wichtige Bauteile fehlen. Die Fahrzeugindustrie will dieser Gefahr vorbeugen und ihre Lieferketten resilienter gestalten. Das BMWK-geförderte Leuchtturmprojekt Catena-X Automotive Network trägt mit einer durchgehenden Digitalisierung der Lieferkette dazu bei.

Umfangreiche Expertise vorhanden

Als Teil von 28 Konsortialpartnern des Forschungsprojek­tes ist auch das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML mit seinen forschenden Mitarbeitenden und ihrer Expertise an der Konzeption, der Entwicklung und der Industrialisierung von logistischen Assistenzsystemen für die Automobilindustrie in drei Lösungsansätzen des Verbund­projektes beteiligt:

  • Rückverfolgbarkeit: Konzeption und Generierung einer Datenkette zur lückenlosen Nachverfolgung, die dem Lieferkettengesetz genügt 
  • Bedarfs- und Kapazitätsmanagement: eine lieferanten­stufenübergreifende Lösung, die Transparenz in der kurz-und mittelfristigen unternehmensübergreifenden Planung sowie ein proaktives Risikomanagement ermöglicht und dabei anstrebt, die KMU der Lieferketten zu stärken 
  • Nachhaltigkeit: durchgängige Transparenz der CO2-Werte für hergestellte Fahrzeuge inklusive der verbauten Kom­ponenten entlang aller Tier-Stufen

»Wir bringen Erfahrungen, Wissen und Expertise aus der Wissenschaft, der Forschung und der jahrzehntelangen Auftragsforschung in der Automobilbranche in das Catena- X Konsortium ein. So tragen wir zu einer effizienten und anforderungsgerechten, dabei aber unabhängigen und neutralen Konzeption der Lösungen bei. Allerdings möchten wir auch einen Transfer der im Projekt erzielten Erkennt­nisse zurück in die Forschung. Wesentlich ist auch, den durch die Förderung geschaffenen neuen Stand der Tech­nik nach außen zu kommunizieren und dessen Potenziale branchenübergreifend zu vermitteln. Durch Erfahrungen, Eindrücke und Konzepte, die wir im Rahmen der Arbeit im Catena-X-Konsortium generieren, wollen wir Forschungslü­cken und zukunftsweisende Handlungsfelder identifizieren und angehen. Wir werden im Rahmen der Verwertung der Projektergebnisse die Forschungslandschaft mit Fragestel­lungen auffächern, die innerhalb des Catena-X-Konsortiums nicht im zentralen Fokus standen, aber weitere Potenziale  heben könnten, sowie daran mitarbeiten, die Lösungen und Synergieeffekte gegebenenfalls auch für andere Industrien und Branchen bekannt zu machen oder gar zu adaptieren«, sagt Felix Schreckenberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Ein »Systemarchitekt« im Verbundprojekt, den das Fraunhofer IML stellt, wirkt darüber hinaus im Rahmen der agilen Pro­jektdurchführung an der Gesamtarchitektur der Lösung für die Fragestellungen eines Projektteils mit. 

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Klein- und Mittelständler müssen »abgeholt« werden

Dass sich die großen Player der Automobilindustrie rege an diesem Vorhaben beteiligen, liegt auf der Hand. Die eigent­liche Herausforderung jedoch besteht darin, die klein- und mittelständisch geprägten Unternehmen der Branche für die bahnbrechende Idee zu begeistern und technisch auf die kollaborative Nutzung der Datenketten vorzubereiten. Dies ist eine der Aufgaben, die sich das gesamte Konsortium zu eigen macht. Schreckenberg: »Wir vom Fraunhofer IML verstehen uns als neutraler Forschungspartner sehr wohl auch als argumentativer Inputgeber für nicht im Gesamt­konsortium vertretende Akteure entlang der automobilen Wertschöpfungskette. Dazu zähle ich vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen, welche die notwen­digen dateninduzierten Technologien noch nicht in ihren Planungsprozessen verankert haben. Auf diese Unterneh­men kann das Gesamtkonzept keinesfalls verzichten – nur mit ihrer Beteiligung kann die Datenkette homogen und durchgehend werden. Daher suchen wir Wege und Mög­lichkeiten in der Konzeptionierung der Lösung, mit denen wir die erforderlichen Bestandteile der Datenketten trotz fehlender IT-Infrastruktur stabil und langfristig aufbauen können. Damit schaffen das Catena-X-Konsortium und auch die Forschenden am IML die Grundlage für genau die Forderungen, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck unlängst während der Hannover Messe 2022 in Richtung KMU formulierte: »Ohne Ihre Beteiligung wird es nicht klappen. Sehen auch Sie die Vorteile dieses Systems, auch für Sie – auch für Ihr Unternehmen. Nur mit Ihnen leiten wir den notwendigen und nicht einfachen Kulturwechsel in der Industrie ein«, so der Grünen-Politiker.

Felix Schreckenberg, M.Sc.

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Felix Schreckenberg, M.Sc.

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