Blog-Beitrag von Dr. Thomas Heller, Abteilungsleiter Anlagen- und Servicemanagement am Fraunhofer IML

Aufgrund der zahlreichen katastrophalen Ereignisse, die bereits an vielen Stellen ausreichend beschrieben worden sind, spielt das Thema Resilienz in den Unternehmen - auch in der Geschäftsführung - eine immer größere Rolle. Ein Weg, mit dem die Unternehmen versucht haben mehr Resilienz zu erreichen, bezog sich häufig auf die Sicherung der Lieferketten. Die Erhöhung der Lagerbestände erwies sich dabei als ein probates, aber auch sehr teures Mittel.

Unbestritten ist, dass die oftmals schnelle Wiederinbetriebnahme der Industrie, wie nach der Hochwasserkatastrophe in der Eifel (Bsp.: Gerolsteiner, Schoellerwerk), wesentlich dem Einsatz der Instandhaltung zu verdanken ist. Hingegen kommt der Beitrag, den die Instandhaltung bei der Vorbeugung leisten kann, häufig zu kurz. Denn intelligente Instandhaltung (Smart Maintenance) kann ein wirksames Instrument zum Aufbau von Resilienz sein, da sie dazu beiträgt, Störungen und Stillstände zu vermeiden und Probleme anzugehen, bevor sie zu großen Herausforderungen werden.

 

Bewerten Sie Ihre Produktion im Hinblick auf mögliche kritische Situationen.

Welche Flaschenhälse gibt es (an den Anlagen, beim Personal, in den Abläufen und in der Organisation)?

Berücksichtigen Sie dabei folgende Fragestellungen:

  • Was darf (an welcher Anlage, mit welchem Mitarbeitenden etc.) auf keinen Fall passieren?
  • Was ist eine Lösung, wenn das Ereignis trotzdem eintritt (z. B. Erarbeiten von Notfall-Plänen)
  • Wie kann das Risiko gemildert oder vollständig vermieden werden?

Hier gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die individuell in jedem Unternehmen geprüft werden müssen. Dazu zählen

  • redundante Anlagen in Betracht ziehen,
  • Wissensmanagement implementieren,
  • Kooperationen und Netzwerke etc.

Der Fraunhofer Resilienz Check für die Produktion und Instandhaltung liefert hier wertvolle Hinweise.

 

Auch wenn Krisen, wie Naturkatastrophen und deren Folgen, dadurch nicht vermieden werden können: Erhöhen Sie den Anteil der vorbeugenden Wartung.

Sie erkennen potenzielle Probleme und vermeiden kritische Situationen, z. B. auf Grund fehlender Ersatzteile für die Reparatur. Durch vorbeugende Maßnahmen kann zudem die Lebensdauer der Anlagen verlängert und damit die Nachhaltigkeit verbessert werden. Zwei Aspekte sind erforderlich: IT und Technologie. Ob Software für die Instandhaltungs-Planung oder Sensorik zur Überwachung, die Investitionen helfen, potenzielle Probleme schneller zu erkennen und die Produktion am Laufen zu halten - darum geht es letztlich.

 

Digitalisierung ist immer noch ein relevantes Thema

Nutzen Sie Daten, um fundierte Entscheidungen zu treffen: Das Sammeln und Analysieren von Daten über Ihre Anlagen können Ihnen helfen, Muster zu erkennen und potenzielle Probleme vorauszusehen. Dabei ist der vielgenannte Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Regel nicht einmal zwingend erforderlich, um aktiv vorbeugend zu handeln. Informationen, die auf ein Ende der Lebensdauer von Bauteilen hindeuten, lassen sich oft auch ohne KI gewinnen. Was nicht bedeutet, dieses gerade für die Instandhaltung sehr relevantes Thema außen vor zu lassen.

 

Ohne die richtigen Mitarbeitenden geht es nicht.

Die Instandhaltung ist immer noch ein Stiefkind in Bezug auf ihren Ruf und die Nachwuchsfindung. Die Verfügbarkeit von spannenden Technologien wie Augmented Reality Systemen, 3D Druck und Drohnen im Alltag sind das eine. Das andere sind Teamerlebnisse, wenn es darum geht, gemeinsam eine Herausforderung (auch ggf. unkonventionell) erfolgreich zu meistern und den Erfolg anschließend in der Gruppe zu feiern. Solche Geschichten ergeben sich gerade aus Krisensituationen heraus. Echtes Teamwork und den Zusammenhalt zu kommunizieren und damit für die Instandhaltung zu werben, muss von allen Seiten forciert werden.

 

Resilienz muss den Eingang im Shopfloor finden.

Nicht nur Effizienzsteigerung muss Bestandteil der Teamrunden sein. Alle im Unternehmen müssen geschult sein, potenzielle Sicherheitsrisiken zu erkennen und zu beseitigen. Dabei geht es nicht nur um die Arbeitssicherheit, sondern um die Bewertung der aktuellen Situation an den Anlagen und dem Anlagenumfeld allgemein. Jede*r – insbesondere in der Instandhaltung – kann einen Beitrag leisten, Gefahren zu erkennen und vorzubeugen.

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