Angriffskrieg gegen die Ukraine

Völkerrechtswidriger Angriffskrieg

Autorin: Natalia Straub & Maria Lauer, Lehrstuhl für Unternehmenslogistik LFO, TU Dortmund

Was ist passiert?

Laut dem Report des Instituts der deutschen Wirtschaft hat die russische Invasion in der Ukraine die wirtschaftlichen Perspektiven in Deutschland erheblich eingetrübt und das Investitionsklima negativ beeinflusst.  Die aufgrund der Corona-Pandemie entstandene Investitionslücke wird vorerst nicht geschlossen werden. Dies belastet nicht nur das konjunkturelle Tempo, sondern schafft zugleich langwierige Defizite beim gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock und den damit einhergehenden Produktions- und Produktivitätspotenzialen. (Bardt und Grömling 2022)

Welche Auswirkungen hatte/hat die Krise?

Massive Materialengpässe belasten die deutsche Industrie schon seit der Corona-Krise, durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine traten neue Lieferengpässe auf. Die Automobilindustrie ist besonders betroffen. Aufgrund des anhaltenden Mangels an Halbleitern und den fehlenden gefertigten Kabelbäumen, da die Kabelbäume zu 70% in der Ukraine gefertigt werden.(Theobald und Hohlfeld 2022)

Laut der PwC Studie sind drei Viertel der Unternehmen in Deutschland von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine stark betroffen. Insbesondere die Bereiche Einkauf und Logistik, aufgrund der Sanktionen gegen Russland.(PwC Studie 2022)

Laut dem ifo Institut ist der starke Anstieg der Energie- und Kraftstoffpreise durch den Kriegsausbruch ein Belastungsfaktor für die Transport- und Logistikunternehmen in Deutschland. Der bereits im Jahr 2021 zu beobachtende Preisanstieg bei Kraftstoffen hat sich mit dem Beginn des Konflikts stark beschleunigt. Diese Beschleunigung stellt die im Straßentransport tätigen Unternehmen kostenseitig vor große Herausforderungen.
Die Auswirkungen des Krieges betreffen mehrere Branchen:
• Automobil
• Bau
• Chemie
• Ernährungsindustrie
• Logistik
• Maschinenbau
• Metallindustrie

(Wölfl et al. 2022)

Laut des IMK Policy Briefs betrug der reale kumulierte Wertschöpfungsverlust im Verarbeitenden Gewerbe für das Jahr 2021 39,2 Mrd. Euro. Bis zur Jahresmitte 2022 betrug dieser 63,9 Mrd. Euro. Die Automobilindustrie wies Wertschöpfungsverluste von 19,9 Mrd. Euro für das Jahr 2021 auf. Bis Mitte 2022 waren es 30,7 Mrd. Euro.
In der Automobilindustrie dürfte der Wertschöpfungsverlust den Wert der fehlenden Komponenten um mindestens das Zehnfache übersteigen. Die Materialknappheit wirkt sich auf die Einfuhr-, Erzeuger- und Verbraucherpreise aus. Die Knappheit an Energieträgern und neu auftretende Energiepreisschocks haben die Einfuhr- und Erzeugerpreise der meisten Produkte massiv steigen lassen. Diese Preissteigerungen prägen aktuell das Konjunkturbild und verdeutlicht, wie verletzlich die deutsche Volkswirtschaft gegenüber Störungen in den Lieferketten ist. (Theobald und Hohlfeld 2022)

Auch der IW-Report gibt wieder, dass das Investitionsklima belastet ist. Aufgrund der hohen Arbeitskosten und Produktionsprobleme, die durch fehlende Zulieferungen entstehen. Besonders durch die herrschende weltwirtschaftliche Unsicherheit. Unsicherheiten hinsichtlich der Energieversorgung, die Höhe der Energiekosten und fehlendes Personal sind ebenfalls dominierende Investitionshemmnisse. Aufgrund des Wehrdienstes und durch die Flucht aus der Ukraine entsteht ein Arbeitskräftemangel, der sich negativ auf die Produktion in Deutschland auswirken kann. (Bardt und Grömling 2022, Ragnitz 2022)
Laut PwC Studie ist ein Viertel der befragten Unternehmen seit dem Kriegsausbruch Opfer von Cyberattacken geworden. Diese Angriffe haben mehr als der Hälfte der betroffenen Betriebe einen hohen Schaden verursacht. Am häufigsten war die Energiebranche von den Angriffen betroffen. Das produzierende Gewerbe musste den größten Schaden hinnehmen. (PwC Studie 2022)

Durch die aktuelle geopolitische Lage kann die Verfügbarkeit bestimmter Konsumgüter, vorwiegend aus Russland und der Ukraine einschränkt sein. Mittelfristig können ernsthafte globale Probleme entstehen. Wenn Nahrungsmittelrohstoffe wie zum Beispiel Weizen, knapp werden und dies unmittelbar auf der Konsumebene spürbar wird. Rund 30 Prozent der globalen Weizenexporte und 20 Prozent der weltweiten Maisexporte stammen aus Russland und der Ukraine. (Grömling 2022)
 

Zukunftsorientierte Lösungsansätze

Resilienz der Lieferkette verbessern

  • Resilienz der Lieferketten sollte ein höheres Gewicht beigemessen werden. (Theobald und Hohlfeld 2022)
  • Verbesserung der Informationsbasis über die Herkunft von Vorleistungsgütern die Diversifikation der Bezugsquellen und eine erhöhte Lagerhaltung. Auch über eine Substitution von Vorleistungsgütern sollte nachgedacht werden. (Ragnitz 2022)
  • Lieferkettenprobleme können entschärft werden, indem die Lieferketten stabilisiert und wenn notwendig alternative Bezugsquellen entwickelt werden. (Bardt und Grömling 2022)

Erneuerbare Energien
Aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern lösen um unabhängiger von Russland zu sein. (Schirwon et al. 2022)

Investitionen in Cybersecurity
Einplanung von Cybersecurity-Maßnahmen im Unternehmen (PwC studie 2022)

Weiterführende Literatur und Quellen

  • Bardt, Hubertus; Grömling, Michael (2022): Krieg in der Ukraine verschärft bestehende Investitionsschwäche, IW-Report, No. 44/2022, Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Köln
  • Gröming, Micheal (2022): Wirtschaftliche Effekte des Krieges in der Ukraine: Ausgangslage und Übertragungswege, IW-Report, No. 14/2022, Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Köln
  • Ragnitz, Joachim (2022): Lieferengpässe in der deutschen Industrie – Eine Einordnung, Vol. 29, Iss. 05, pp. 03-08, ifo Institut, Dresden
  • Schirwon, Dana; Kornhuber, Kai; Vinke, Kira (2022): Energie- und Klimapolitik im Kontext von Russlands Krieg: Nachhaltige Ansätze zur Lösung globaler Krisen. (DGAP Policy Brief, 15), Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V, Berlin
  • Theobald, Thomas; Hohlfeld, Peter (2022): Materialengpässe setzen deutscher Automobilproduktion massiv zu: Fehlende Vorprodukte kosteten allein 2021 rund ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts, IMK Policy Brief, No. 141, Hans-Böckler-Stiftung, Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Düsseldorf
  • Waschinski, Katja (2022): Folgen des Ukraine-Kriegs für die deutsche Industrie, PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Düsseldorf
  • Wölfl, Anita; Dorffmeister, Ludwig; Wolf, Anna; Pfaffl, Christian; Höppner, Patrick; Bunde, Nicolas; Rindler, Micheal (2022): Russlands Krieg gegen die Ukraine – Auswirkungen und Betroffenheit aus Branchensicht, ifo Schnelldienst digital, 2022, 3, Nr. 3, 01-22, ifo Institut, München