Logistik ist unverzichtbar für die Versorgung unserer Städte, doch gerade innerstädtische Lieferprozesse führen häufig zu Lärmbelastungen. Die Mobilitätsstudie »Geräuscharme Be- und Entladeprozesse« geht dieser Herausforderung gezielt nach. Gefördert vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNV), wird sie vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik geleitet.
Das Projekt knüpft an das »Handbuch Geräuscharme Logistik« an, das alternative Antriebe und schallreduziertes Equipment unter Laborbedingungen untersucht hat. Nun stehen die tatsächlichen Abläufe bei der Anlieferung im Fokus, vor allem der Einfluss der Mitarbeitenden. Denn nicht nur die Fahrzeuge mit ihren Motoren sind eine störende Lärmquelle, sondern oft auch die manuellen Tätigkeiten beim Be- und Entladen.
Ziel ist es, einen praxisorientierten Leitfaden mit konkreten Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Kommunen zu entwickeln, ergänzt durch ein Schulungskonzept zum lärmbewussten Verhalten im Logistikalltag, das beispielsweise in Trainings oder Arbeitsanweisungen eingesetzt werden kann.
Dazu werden reale Anliefersituationen im Lebensmitteleinzelhandel analysiert. Zwei Messverfahren laufen dabei parallel. Statische Schallmessungen durch ein Gutachterbüro erfassen kontinuierlich die Geräuschkulisse an den Standorten. Gleichzeitig dokumentieren kleine, am Körper getragene Bewegungssensoren die Aktivitäten des Personals. Diese Daten werden anonymisiert, DSGVO-konform verarbeitet und mit Zeitstempeln verknüpft, um sie gezielt einzelnen Prozessschritten und Geräuschereignissen zuordnen zu können.
So entsteht ein umfassendes Bild, wie technische Ausstattung, organisatorische Abläufe und menschliches Verhalten zusammenspielen und wie sich Lärmemissionen effektiv reduzieren lassen. Das Projekt liefert damit erstmals wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse unter Realbedingungen.
Ein weiteres zentrales Ziel ist es, Genehmigungsbehörden bei der Bewertung geräuscharmer Logistik zu unterstützen. Gerade bei Nacht- oder Randzeitbelieferungen fehlen oft belastbare Entscheidungsgrundlagen. Die Studie bietet hier praxisnahe Orientierung wie etwa für die Ansiedlung neuer Supermärkte oder die Ausweitung bestehender Lieferzeitfenster.
Mit diesem Projekt werden nicht nur innovative technische Ansätze aufgezeigt, sondern auch konkrete Lösungen für den Alltag in der Stadtlogistik geschaffen. Es verbindet Forschung, Wirtschaft und kommunale Praxis und sorgt für lebenswertere Städte, effizientere Logistik und mehr Planungssicherheit für alle Beteiligten.