Effizienter, intelligenter, nutzerfreundlicher: Praxistaugliche Lösungen steigern die Nachhaltigkeit in der Logistik. Digitale Technologien sind dabei inzwischen unverzichtbar.
Effizienter, intelligenter, nutzerfreundlicher: Praxistaugliche Lösungen steigern die Nachhaltigkeit in der Logistik. Digitale Technologien sind dabei inzwischen unverzichtbar.
Weltweit werden jährlich mehr als 100 Milliarden Pakete verschickt – Tendenz steigend. Logistik und Transport sind – je nachdem, welche Studie herangezogen wird – für mehr als 5,5, für acht oder inklusive Logistikstandorten sogar für elf Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. In Europa soll jede fünfte bis zweite Transportfahrt auf der Straße eine Leerfahrt sein. Dabei erfassen immerhin 45 Prozent der Logistikunternehmen ihre CO2-Emissionen gar nicht oder nur unvollständig. Zahlen wie diese machen deutlich, wie groß das Potenzial der Logistik für Nachhaltigkeit ist. Die Forschenden am Fraunhofer IML unterstützen die Logistikbranche und ihre Unternehmen, aber auch Kommunen und Organisationen, bereits seit vielen Jahren mit praxistauglichen Lösungen und Innovationen dabei, Umwelt und Ressourcen zu schonen. Dabei haben sich sowohl der Blick auf die Nachhaltigkeit als auch das Spektrum der Möglichkeiten in den vergangenen Jahren deutlich verändert. »Vor allem der Einsatz digitaler Technologien ermöglicht es Unternehmen heute, nachhaltiger zu wirtschaften und bessere Ergebnisse zu erzielen«, so Dr. Michael Schmidt, Chief Scientist am Fraunhofer IML. »Insgesamt ist Nachhaltigkeit ein wesentlicher Hebel zur Sicherung der eigenen Wettbewerbsposition.«
Das Leistungs- und Technologieangebot des Instituts ist entsprechend breit gefächert und adressiert alle Dimensionen der Nachhaltigkeit: die ökonomische und die ökologische sowie die soziale bzw. gesellschaftliche. Inzwischen scheint es kaum mehr vorstellbar, dass Nachhaltigkeit noch vor wenigen Jahren in der Praxis auf den Klima- und Umweltschutz zurückgeführt wurde – man denke etwa an Carbon Footprint-Berechnungen, multimodale Konzepte im Gütertransport oder die geräuscharme Nachtlogistik. Heute ist allen klar, dass ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit nicht voneinander zu trennen sind: Unternehmen, die unproduktive Planungs- und Organisationsaufwände reduzieren, erschließen sich signifikante ökonomische Potenziale im Sinne einer Kostenersparnis, senken im Ergebnis aber auch Umweltbelastungen. Gleiches, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge, gilt für die intelligente Bündelung von Transporten zur Vermeidung von Leerfahrten.
Eine besonderes Augenmerkt liegt heute auch auf der sozialen Nachhaltigkeit: Mit seinem Vorstoß für eine »Social Networked Industry« gehörte das Fraunhofer IML zu den Impulsgebern für eine menschengerechte Gestaltung der Wirtschaft von morgen. »Moderne Technik wie Assistenzsysteme, Roboter und Exoskelette, die den Menschen bei körperlich belastenden oder stressigen Arbeiten unterstützen, sowie digitale Technologien wie Virtual oder Augmented Reality, die für das Training von Mitarbeitenden eingesetzt werden, sorgen dafür, dass sich die Arbeit dem Menschen anpasst«, erläutert Dr. Veronika Kretschmer, Diplom-Psychologin und Spezialistin für Kognitive Ergonomie, ihr Verständnis von sozialer Nachhaltigkeit. Am Institut haben Unternehmen heute die Möglichkeit, im Rahmen sogenannter »Quick-Checks« zahlreiche Unterstützungsangebote für ihre Mitarbeitenden insbesondere im Bereich der Intralogistik kennenzulernen und zu testen.
Alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigen die Forschenden am Fraunhofer IML beispielsweise beim Aufbau der Nachhaltigkeitsmanagements für Unternehmen, nicht zuletzt auch in Verbindung mit der Durchführung relevanter Audits. Auch die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien sowie von nachhaltigen Geschäftsmodellen bezieht stets alle Dimensionen ein.
Mit den Projekten der Silicon Economy – einem der größten Forschungsprojekte am Institut – wird die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit durch einen ausgesprochen technologiezentrierten und technikoptimistischen Ansatz unterstrichen. KI-basierte Plattformökosysteme dienen hier als Werkzeuge beziehungsweise Instrumente für eine nachhaltige Logistik. »Die konsequente Umsetzung der Silicon Economy führt zu mehr Nachhaltigkeit in Logistik und Supply Chain Management«, so Christian Prasse, Leiter der strategischen Institutsentwicklung. Im Fokus stehen dabei Softwareanwendungen zur Datenerfassung und Prozessoptimierung mittels KI. Beispielhafte Projekte sind etwa eine neuartige Volumenvermessung von Ladungsträgern im Transport oder das Tracking logistischer Objekte. Zum einen soll durch die Kombination von State-of-the-Art-KI-Algorithmen mit günstigen Sensoren aus dem IoT-Bereich die die Robustheit des Güterverkehrs erheblich verbessert werden, zum anderen sollen Kameras den Einsatz lokal ausführbarer und daher besonders energieeffizienter Algorithmen erlauben.