Mit Blockchain zur durchgängig digitalen Zollabwicklung

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Der Stuttgarter Softwareanbieter AEB SE und das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML arbeiten gemeinsam an einer Blockchain-basierten Zolllösung. Das Ziel des Projekts, das in der Forschungsinitiative Blockchain Europe angesiedelt ist: Eine durchgängig digitale und weitestgehend automatisierte Zollabwicklung entwickeln.

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Mehr Effizienz im grenzüberschreitenden Warenverkehr: Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und AEB arbeiten gemeinsam an der Blockchain-basierten Zollabwicklung.

Die Partner wollen dazu jegliche Zolldokumente in digitaler Form verfügbar und die Papierform obsolet machen. Die eingesetzte Blockchain-Technologie soll es ermöglichen, digitale Vorgänge und Dokumente für alle Beteiligten sicher zu hinterlegen und – gekoppelt an den physischen Warenfluss – zu aktualisieren. Damit wären deren Inhalte jederzeit beispielsweise für Exporteure (Warenversender), Importeure (Warenempfänger), Logistikpartner, Transportunternehmen, Zollbroker und Zollbehörden jederzeit nachvollziehbar. 

Erster Schritt: Digitalisierung des Ausfuhrbegleitdokuments

Im Fokus des Projekts steht in einem ersten Schritt das Ausfuhrbegleitdokument. Mit diesem bestätigt die zuständige Zollstelle, dass die Ausfuhr zulässig ist und versendet es per PDF an den Exporteur. Dieser druckt das Dokument aus und legt es der Ausfuhrsendung bei. 

Der Warenempfänger im Drittland ist meist nicht digital in den Ausfuhrprozess eingebunden, erhält viele relevante Informationen erst mit der Ware und das häufig in Papierform. Er muss für seine Importanmeldung die Daten oft erneut digital erfassen. 

„Durch die zahlreichen Beteiligten am Zollprozess verursacht der bisher papierbasierte Ablauf beim Ausfuhrbegleitdokument oftmals einen großen Aufwand,“ erklärt Dr. Ulrich Lison, Außenwirtschaftsexperte und Mitglied des AEB-Verwaltungsrats. „Genau hier will unser Projekt ansetzen und das Ausfuhrbegleitdokument entlang des gesamten Prozesses durchgängig digitalisieren.“ Auf diese Weise erhalten alle Beteiligten Transparenz über den Abwicklungsprozess, manueller Aufwand wird reduziert und aufwändige Überprüfungen vor Ort könnten in den digitalen Raum verlegt werden. 

Interaktiver Entwicklungsprozess

Noch steht das Projekt relativ am Anfang. Um schnell erste Ergebnisse zu erzielen, setzen die Partner auf ein agiles Vorgehen. „Über einen agilen SCRUM-Prozess wollen wir einen ersten prototypischen Zollprozess digitalisieren“, erklärt Roman Koller, Teilprojektleiter Zoll bei Blockchain Europe.

Für die weitere Umsetzung sucht Blockchain Europe weitere Unternehmen, die sich beteiligen wollen – darunter auch Firmen, die vom Brexit betroffen sind. Durch den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs und die dadurch notwendigen Export- und Importanmeldungen hat das Thema Zoll im Warenverkehr mit Großbritannien drastisch an Bedeutung gewonnen.  

„Wir freuen uns sowohl über Profis bei der Zollabwicklung, als auch über Unternehmen die zum Beispiel durch den Brexit erstmalig mit den Herausforderungen der Zollabwicklung im Außenhandel in Berührung kommen“, erklärt Roman Koller. „Die Unternehmen können gemeinsam mit Blockchain Europe einen Beitrag zur durchgängig digitalen Zollabwicklung leisten und als Validierungspartner die geplanten prototypischen Prozesse in der Praxis testen. Vielleicht hat der Brexit als zusätzlicher Impuls für einen Digitalisierungsschub dann doch noch etwas Gutes.“

Live-Präsentation beim Online-Event „get reconnected“ am 22. Juni

Eine erste Möglichkeit, mehr Einblicke in das Konzept zu erhalten und den Blockchain-basierten Ansatz zu diskutieren, bietet sich am 22. Juni 2021 beim Online-Event „Get Connected“. AEB und das Fraunhofer IML stellen das Vorhaben von Blockchain Europe gemeinsam in zwei Sessions vor.

 

Infos und kostenfreie Anmeldung unter www.aeb.com/gc

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