Blockade im Suez Kanal

Ever Given auf Abwegen

Autor: Michael Fiolka, TU Dortmund, Lehrstuhl für Unternehmenslogistik

Was ist passiert?

Das Jahr 2021 war durch mehrere disruptive Ereignisse geprägt, deren Auswirkungen weltweit zu spüren waren. In mitten der COVID19-Pandemie, welche durch Produktionsstillstände bereits fatale Folgen für die Wirtschaft auf der ganzen Welt hatte, lief eines der größten Containerschiffe der Welt im Suez Kanal auf Grund und blockierte damit einen der wichtigsten Handelswege zwischen Asien und Europa. Die Ever Given, welche seinerzeit von der Reederei Evergreen gechartert wurde, war auf der Durchfahrt von Malaysia nach Rotterdam. Aufgrund von aufretenden Starkwinden begleitet von einem Sandsturm, einer bestehenden Informationsasymmetrie und unzureichender Kommunikation auf dem Schiff stellte es sich quer und blockierte dabei die gesamte Breite des Suez Kanals, wodurch dieser Seeweg für sechs Tage bis zum 29.03.2021 unpassierbar war.

Welche Auswirkungen hatte/hat die Krise?

Die Blockade hatte massive Auswirkungen auf den gesamten Schiffsverkehr, welcher die Route durch Suez-Kanal fuhr. Bis zu 369 voll beladene Schiffe, die aufgrund der Blockade im Stau standen, verursachten einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden. Viele Unternehmen konnten ihre Produktion und Dienstleistungen nicht weiterführen, da sie ohne die benötigten Waren verblieben, welche auf der Ever Given selbst oder auf den  anderen Schiffen geladen waren. Schätzungsweise verursachte der Vorfall einen Verlust von 400 Millionen Dollar pro Stunde. Täglich kostete die Blockade schätzungsweise bis zu 9,1 Milliarden Dollar. Der Warenwert im Westen Betrug 5,1 und im Osten 4,5 Milliarden US-Dollar. Weitere Auswirkungen des Unfalls verzeichneten Unternehmen, welche ihre Logistik nach dem Just-In-Time Prinzip aufgebaut hatten. Die Handhabung des Umschlags bei gleichzeitiger Ankunft der verspäteten Schiffe, war nicht zu bewältigen, dadurch kam es zu weiteren erheblichen Lieferverzögerungen.

Durch diesen Vorfall wurde die Instabilität der Lieferketten bei disruptiven Ereignisse deutlich veranschaulicht, einzelne Vorfälle können zu Problemverkettungen kaskadieren, was sowohl die Schadensabschätzung als auch das Management der Krise zu einer komplexen Aufgabe macht. Die Resilienz globaler Lieferketten ist bei der Anzahl an Akteuren und dem einhergehenden Informationsaustausch bereits bei kleinen Fehlern besonders anfällig.

Zukunftsorientierte Lösungsansätze

Resilienz stärken durch Digitalisierung:

  • Verbesserten Informationsaustausch (Nutzung Künstlicher Intelligenz für verbesserte Vorhersagefähigkeit)
  • Erzeugen von mehr Transparenz in Lieferketten (Nutzen von Blockchain zur Nachverfolgung von Prozessen )
  • Aufbau eines agilen Risiko- und Krisenmanagements

Diversifizierung der Sourcing-Strategie:

  • Lokale Beschaffungsalternativen für kritische Waren und Rohstoffe erschließen
  • Kooperation mit und Entwicklung von lokalen Zulieferern
  • Nearshoring oder Re-Shoring Alternativen prüfen