Gründung des »Fraunhofer-Innovationszentrum für Logistik und IT«

»Wir müssen Software wie Autos produzieren«

Pressemitteilung /

Google testet fahrerlose Autos, Amazon arbeitet daran seine Kunden zu beliefern, bevor diese überhaupt bestellt haben, und eine simple App revolutioniert das Taxi-Gewerbe: Die Digitalisierung hat unser Leben und Arbeiten längst fest im Griff. Software wird zu dem wettbewerbs- entscheidenden Faktor der Logistik. Mit der Gründung des »Fraunhofer-Innovationszentrum für Logistik und IT« legen das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST den Grundstein für einen radikalen Wandel in der Software-Produktion: Die Logistik wird zum Treiber der Software-Entwicklung. Das Innovationszentrum wurde am 16. September 2014 im Rahmen des »Zukunftskongress Logistik – 32. Dortmunder Gespräche« offiziell eröffnet.

Innovative Informationstechnologien werden unsere Welt immer stärker verändern. Neue, disruptive Geschäftsmodelle bieten große Chancen für die Logistik und den Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit »Industrie 4.0«, dem »Internet der Dinge« oder »Cloud Computing« stehen alle Basistechnologien bereit. Jetzt ist eine übergreifende, virtuelle Vernetzung von Menschen, Dingen und Diensten gefragt. Dafür muss die Logistik, neben geeigneten Mensch-Maschine-Schnittstellen, endlich exakt die Software bekommen, die sie benötigt. »Statt mit den Systemen zu leben, die die Software-Industrie uns anbietet, muss die Logistik zu der führenden Instanz in der Software-Produktion werden. Dies kann nur durch einen radikalen Wandel in der Software-Entwicklung gelingen. Wir müssen in Deutschland künftig Software produzieren wie Autos – zielgerichtet, informationseffizient
und ökonomisch«, fordert Prof. Dr. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer IML.

Geballte Logistik- und IT-Kompetenz in Dortmund

Höchste Zeit also die Kompetenzen von Logistik und IT zu bündeln und gemeinsam an den passenden Lösungen zu arbeiten. Mit dem »Fraunhofer-Innovationszentrum für Logistik und IT« – kurz FILIT – setzen das Fraunhofer IML und das Fraunhofer ISST genau dies in die Tat um. Das Fraunhofer IML steuert seine langjährige Erfahrung mit Logistik-IT sowie tiefe Branchenkenntnisse bei und das ebenfalls in Dortmund beheimatete Fraunhofer ISST das umfassende IT-Know-how. Verschiedene Abteilungen beider Institute arbeiten künftig gemeinsam intensiv an Software-Lösungen, die optimal auf die Bedürfnisse der Logistik abgestimmt sind.

Die Zusammenarbeit wird sich auf die drei Leitthemen »Data Innovation«, »Health Care Innovation« und »Compliance Innovation« konzentrieren. Konkrete Fragestellungen werden dabei neben Software-Lösungen für Industrie 4.0, Big Data, Cloud Computing oder innovative digitale Geschäfts- und Prozessmodelle, auch die IT-Sicherheit sowie die IT-gestützte Verbesserung der Gesundheitsversorgung sein. Als erster Bereich wird das »Data Innovation Lab« unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Boris Otto an den Start gehen. Otto, der Inhaber des Audi-Stiftungslehrstuhls Supply Net Order Management an der TU Dortmund ist, wird neben den geschäftsführenden Institutsleitern beider Fraunhofer-Institute, Prof. Dr. Michael ten Hompel und Prof. Dr. Jakob Rehof, die strategische Leitung des FILIT übernehmen.

Vom Silicon Valley ins »Digitale Ruhrgebiet«

Gemeinsam wollen die Fraunhofer-Wissenschaftler so nicht nur die Software-Produktion revolutionieren, sondern auch Wettbewerbsvorteile für Deutschland generieren. »Software ist eines der wichtigsten Produktionsmittel und zentrales Innovationsmedium der Zukunft. Um zukünftig Ideen in den Markt bringen zu können, müssen wir sie in Software gießen können, in kurzer Zeit, zu vernünftigen Preisen, mit hoher Qualität und Sicherheit. Genau dieses Ziel verfolgen wir im Fraunhofer-Innovationszentrum für Logistik und IT«, fasst Prof. Rehof zusammen. Eine derart zielgerichtete und effiziente Software-Produktion, wird zum entscheidenden Innovationstreiber. »Wir dürfen nicht einfach das Silicon Valley adaptieren, sondern müssen die Potenziale heben, die in Deutschland und speziell im »Digitalen Ruhrgebiet« mit seiner einmaligen Verbindung von Produktion, Logistik und Technologie liegen«, betont ten Hompel. Länder mit einer eigenen Technologieentwicklung sind im Wettbewerb taktgebend, denn sie setzen die Standards.

Deutsche Entwicklungen treiben derzeit Industrie 4.0 und das Internet der Dinge und Dienste. Jetzt gilt es schneller zu sein als andere und diesen Wettbewerb auch in der Virtualisierung und bei der automatisierten Integration von Finanztransaktionen in das Supply Chain Management zu gewinnen. Dies gilt im Übrigen nicht nur für die Software-Produktion, sondern auch für die elektronische Hardware. Neue Mensch-Maschine-Schnittstellen und logistische Assistenzsysteme erfordern künftig industrietaugliche Geräte, die die Erfahrungen der Mitarbeiter nutzen und die Informationen auf die richtige Weise übermitteln.

Ehrgeizige Ziele, die das FILIT sich auf die Fahnen geschrieben hat. Als nächstes gilt es Unternehmen sowie die Politik von diesem Ziel zu überzeugen. Doch auch hier sind die ersten Schritte bereits getan: Mit dem geplanten „DB Schenker Enterprise Lab for Logistics and Digitization“ am Fraunhofer IML in Dortmund sind bereits die ersten Mitstreiter aus der Industrie gefunden.

Weitere Informationen zum FILIT finden Sie unter: www.filit.fraunhofer.de/

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