Wie Software die Logistik auf Touren bringt

Digitale Plattformen wie Amazon, Uber oder Alibaba kennen und schätzen wir als Verbraucher*innen. Denn wir profitieren davon, dass die Unternehmen durchgängige Geschäfts- und Logistikprozesse aufgebaut haben. Solche Plattformen beginnen sich auch im Geschäftsleben durchzusetzen – und Europa muss aufpassen, den Anschluss an die USA oder China nicht zu verpassen. Joelle Hohnsel hat darauf ein Auge: Sie programmiert Anwendungen für logistische Plattformen im Großforschungsprojekt Silicon Economy.

Joelle ist Softwareentwicklerin am Fraunhofer IML und berichtet in dieser Job Story darüber.
© Christian Huhn / Fraunhofer IML

Die Silicon Economy, gefördert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr, gehört zu den größten und wichtigsten öffentlichen Projekten am Fraunhofer IML. Joelle Hohnsel hat zu mehreren Teilprojekten – eFF, eFTI, Yard Lense und Collaborative Demand Aligner – Code für Software-Komponenten bzw. Webanwendungen beigesteuert, die Menschen dabei unterstützen, die richtigen Entscheidungen in Logistikprozessen zu treffen: »Die Silicon Economy ist mehr als ein Projekt, sie ist auch riesiger Know-how-Pool. So viele tolle Forscher*innen sind hier involviert und tauschen sich aus. Mein Netzwerk am Institut ist so immer größer geworden. Gerade für mich als Einsteigerin war das eine tolle Gelegenheit, in viele Forschungsbereiche hineinzuschnuppern«, sagt die 26-Jährige.

Leidenschaft fürs Programmieren

Dabei ist der studierten Mathematikerin klar geworden, dass sie ihre Leidenschaft gefunden hat: das Programmieren. Im Studium hatte sie kaum Programmier-, geschweige denn Logistikbezug. »Am Institut konnte ich mit der Programmierung und allem, was dazu gehört, eine ganz neue Fähigkeit erwerben. Deshalb sehe ich mich auch weiterhin in der Software-Entwicklung, immer mit aktuellen Technologien und Methoden.« In der Hightech-Branche Logistik kann sich Joelle Hohnsel da austoben: Die Digitalisierung läuft auf Hochtouren. Nicht der bessere Gabelstapler optimiert heute das Geschäft, sondern die intelligentere Software. Neben dem Programmieren bringt sich Joelle Hohnsel auch gerne in die Konzeptionierung der Ziele ihrer Projekte ein.

Joelle entwickelt digitale Plattformen für die Logistik. In dieser Job Story schreibt sie darüber.
© Michael Neuhaus / Fraunhofer IML

Szenarien für Smart Contracts

Je komplexer die Aufgabe, umso höher ist der Ansporn für Joelle. Ein weiteres Beispiel: das Projekt »Industrie 4.0 Recht-Testbed«, in dem die rechtlichen Rahmenbedingungen für Vertragsverhandlungen und -abschlüsse zwischen Maschinen erforscht werden. Die technische Realisierung solcher Smart Contracts stellt heute kein Problem mehr dar. Doch es gibt viele juristische Fragen, die geklärt werden müssen, wenn nicht Menschen, sondern Softwareagenten Verträge »unterschreiben«. Joelle Hohnsel hat mit ihren Kolleg*innen ein Experimentierfeld konzipiert und aufgesetzt, in dem die Forschenden, aber auch Unternehmen konkrete, technisch realisierte Szenarien ausprobieren und auswerten können. »Das war ein sehr komplexes Software-Projekt, in dem sehr viele Technologien gleichzeitig eingesetzt und miteinander verbunden worden sind. Wir haben nach einem Scoring gesucht, um die Vertrauenswürdigkeit potenzieller Verhandlungspartner beurteilen zu können. Gelöst haben wir das durch den Einsatz multikriterieller Entscheidungsmethoden.«

Joelles tägliche Mission

»Unsere Arbeit am Fraunhofer IML ist immer gefragt, wenn es komplexe Probleme und Prozesse in der Logistik gibt, für die wir dann Lösungen suchen dürfen. Dabei kann ich meine eigenen Ideen einbringen und mit anderen challengen. Niemand schreibt mir einen Lösungsweg vor, den ich selbst nicht unterstützen würde.«

Eigene Ideen einbringen und mit anderen am Fraunhofer IML austauschen, darüber schreibt Joelle in ihrer Job Story.
© Michael Neuhaus / Fraunhofer IML