Kompetenzentwicklungsstudie Industrie 4.0:

Mittelstand investiert zu wenig in Fortbildung

Pressemitteilung /

Erste Ergebnisse der Kompetenzentwicklungsstudie Industrie 4.0 der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) zeigen, dass Deutschlands Mittelstand die Chancen der digitalen Vernetzung deutlich verhaltener nutzt als Großkonzerne. Projektleiter Prof. Dr. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer IML, stellte den Zwischenbericht am 10. Dezember 2015 im Wissenschaftlichen Beirat der Plattform Industrie 4.0 in Berlin vor. Die Befragung von Unternehmen zeigt auch, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen noch zu wenig in die Qualifikation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern investieren.

Die Transformation „klassischer“ Industrien durch die digitale Vernetzung von Standorten, Maschinen und Produkten verändert Fertigungsprozesse und Infrastrukturen. Daraus ergeben sich neue Anforderungen an die Kompetenzen von Unternehmen wie auch an die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Kompetenzentwicklungsstudie von acatech, Fraunhofer IML und der Firma equeo analysiert daher den Stand der Umsetzung von Industrie 4.0 und die künftigen Kompetenzbedarfe der Unternehmen. Im Vordergrund stehen dabei kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

 

Graben zwischen Großkonzernen und KMU wächst

Im Vergleich zu großen Unternehmen weisen KMU einen deutlich geringeren Digitalisierungsgrad auf. Sie sind kaum auf die Herausforderungen der Industrie 4.0 vorbereitet. „Mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Wir müssen daher verhindern, dass große Konzernen und Mittelständler bei Industrie 4.0 weiter auseinanderdriften. Dafür müssen KMU gezielt bei der strategischen Umsetzung von Industrie 4.0 unterstützet werden“, betonte Michael ten Hompel.

Erste Ergebnisse der Befragung zeigen, dass vor allem große Unternehmen die digitale Vernetzung als eine Chance wahrnehmen. Während 74 Prozent der Großkonzerne Industrie 4.0 vor allem positiv sehen, sind es bei KMU nur rund 52 Prozent. „Eine entscheidende Aufgabe besteht darin, den Nutzen von Industrie 4.0 anhand konkreter Erfolgsbeispiele und Anwendungsfälle zu vermitteln. Wir müssen ein stärkeres Bewusstsein für die Veränderungen schaffen“, sagte Michael ten Hompel.

 

Aus- und Weiterbildung ausbauen

Die zunehmende digitale Vernetzung und Komplexität von Arbeitsabläufen fordert von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verstärkt interdisziplinäres Denken und Handeln und Prozess-Knowhow. Zudem werden Kompetenzen im Bereich Datenauswertung und -analyse, IT-Sicherheit und Datenschutz für Unternehmen wichtiger. Dafür müssen viele Unternehmen ihre IT-Kompetenzen ausbauen. Aus- und Weiterbildung sind daher der zentrale Faktor für die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0. „Es geht dabei weniger um IT-Spezialwissen, sondern um integrierte, breit angelegte Kenntnisse und das Aufbrechen von Unternehmenssilos“, erklärt Michael ten Hompel.

 

Die sich ändernden Anforderungen spiegeln sich jedoch nur selten in den Aus- und Weiterbildungsprogrammen der Unternehmen wider. Spezielle Angebote für Industrie 4.0 bestehen nur in 31 Prozent der großen Firmen. In kleinen und mittleren Unternehmen fällt der Anteil mit rund 7 Prozent noch geringer aus. Projektleiter Michael ten Hompel empfiehlt daher, bestehende Angebote zu erweitern sowie neue Programme in Schulen, Hochschulen und Betrieben aufzubauen.

Das Potential digitaler Angebote für die Aus- und Weiterbildung wird noch nicht voll ausgeschöpft, da bisher nur in etwa 31 Prozent der Unternehmen digitale Lernmethoden stark genutzt werden. „Online-Lösungen bieten aber die Möglichkeit, rasch, kostengünstig und sehr gezielt neue Inhalte zu vermitteln und in den Arbeitsalltag zu integrieren“, hob Micheal ten Hompel hervor.

Die Zwischenergebnisse der Kompetenzentwicklungsstudie werden unter anderem für die Entwicklung eines Demonstrators für die Online-Qualifizierung genutzt. Die Endergebnisse der Kompetenzentwicklungsstudie und der darauf basierende Demonstrator werden auf der Hannover Messe 2016 vorgestellt.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier:
http://www.acatech.de/de/projekte/projekte/kompetenzentwicklungsstudie-industrie-40.html

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